A History of Language Teaching in China
Conference presented on 2 March 2020 in Fribourg/Freiburg (Cycle de conférences | Ringvorlesung)
Talk given by Andy Kirkpatrick (Griffith University, Brisbane)
Discussant: Claudia Berger (University of Geneva) and the audience
—[Kommentar von Angela Lustenberger, MA Studentin im Mehrsprachigkeitsdidaktik @Uni Fribourg]—
Fremdsprachenunterricht in China: Mit Englisch in eine erfolgreiche Zukunft?
Englisch gewinnt in China zunehmend an Bedeutung, was sich auch im Bildungssystem wiederspiegelt. Der Englischunterricht boomt. Doch wie ist es dazu gekommen, dass China vermehrt auf die Sprache der «running dogs of imperialism» setzt?
Englisch habe lange als die Sprache des Westens, der China technologisch und militärisch überlegen war, gegolten, meinte der australische Professor Andy Kirkpatrick, anlässlich der Ringveranstaltung an der Universität Fribourg. Um mit dem Westen mitzuhalten, habe China ein Bildungssystem nach dessen Vorbild eingeführt. Dazu gehörte auch eine Sprachreform, und der Fremdsprachenunterricht habe an Bedeutung gewonnen, wobei vor allem die englische Sprache in den Fokus rückte.
Englisch bedeutet Macht
Englisch wurde wichtig, weil es die Sprache der Handelspartner, der Intellektuellen, der technischen Experten, des Tourismus und der Pop-Kultur war. Obwohl die Förderung des Englischen als Bedrohung für die nationale Integrität wahrgenommen wurde, war die Hoffnung dennoch gross, dass China dank dem Englisch, seine Position in der Weltordnung stärken kann. (Adamson 2002: 231).
Englisch wurde also nicht aus sentimentalen Gründen unterrichtet, sondern aus funktionellen, weil man durch Englisch etwas erreichen konnte. Ausserdem nutzten Führer, wie Mao Tse-dung die englische Sprache, um ihre politischen Ideologien zu verbreiten und dem Westen zu zeigen, wie grossartig das Leben unter Chairman Mao sei. Anhand des Inhaltsverzeichnisses eines Lehrbuches aus dem Jahr 1974 zeigte Andy Kirkpatrick auf, worum es in den Englischlektionen ging. So lauteten die Titel der Lektionen beispielsweise: “We Wish Chairman Mao a Long, Long Life”, “Good Fighters of Chairman Mao”, oder “Learn from the Working Class”.
Are you English?
Interessant war in diesem Zusammenhang ausserdem die Anekdote, die Kirkpatrick erzählte. Hat er doch eine Zeit lang in China gelebt, auch zu Maos Zeiten. In China hätten die Menschen gerne mit ihm Englisch geübt. So habe er eines Tages etwa plötzlich ein Geräusch hinter sich gehört und ein gut gekleideter Mann fragte ihn, als er sich umdrehte: “Are you English? I want to learn about the navy.” “Which navy?” fragte Kirkpatrick. Es stellte sich heraus, dass dieser Mann sich für die Elisabethanische Marine interessierte. Dabei ging der junge Mann jedoch ein grosses Risiko ein. Leute wurden überwacht und manchmal verhaftet, wenn sie dabei erwischt wurden, wie sie mit Ausländern Englisch sprachen.
Nach Maos Tod machte man sich hingegen nicht mehr verdächtig, wenn man Englisch sprach. Somit steigt seit 1982 die Nachfrage nach Englischunterricht (Adamson 2002: 232).
Englisch wird heutzutage in allen chinesischen Schulen ab der dritten Primarklasse unterrichtet. Eltern, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder in englischsprachige Kindergärten oder heuern Privatlehrer an. Englisch ist zudem, neben Chinesisch und Mathematik, eines der drei Kernfächer für die Aufnahmeprüfungen in Sekundarschulen oder Universitäten. Mittlerweile wurde auch in über 1000 Universitäten in China Englisch als Unterrichtssprache eingeführt.
Englisch- ein zweischneidiges Schwert
Doch was bedeutet die Popularität des Englischen für das Chinesisch oder andere Sprachen? Gibt es heute noch Bestrebungen, chinesische Ideologien durch den Fremdsprachenunterricht zu verbreiten? Es könnte auch ganz anders kommen. So werden zahlreiche Chinesen von «Westlern» unterrichtet, die zuweilen nicht nur Englisch sondern beispielsweise auch christliche Werte vermitteln mit dem Ziel, das Christentum zu verbreiten. Zunehmende Englischkenntnisse ermöglichen es vielen chinesischen Studierenden ausserdem, Universitäten im Westen zu besuchen. Durch das Leben im Gastland werden sie mitunter auch mit westlichen Werten , wie Meinungs- und Informationsfreiheit oder Minderheitenschutz konfrontiert. Dies könnte dazu führen, dass die chinesischen Studierenden ihre eigene Regierung und deren Ideologien verstärkt hinterfragen.