Wie gelingt gute Wortschatzarbeit und welche Rolle spielen dabei digitale Hilfsmittel? Diese und ähnliche Fragen haben sich die Herausgeberinnen der neuen Ausgabe von Babylonia gestellt und dazu ein Themenheft zusammengestellt. Das CeDiLE hat mit Isabelle Udry (Projektleiterin am Institut für Mehrsprachigkeit sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der PHZH), mit Elisabeth Peyer (Projektleiterin am Institut für Mehrsprachigkeit) und mit Laura Loder-Büchel (Dozentin an der PHZH) über die neue Ausgabe gesprochen. Ein Interview.
Wortschatz als Grundlage der Sprachverwendung: Über einige Kriterien für gute Wortschatzarbeit sind sich Forschende und Lehrende einig. So macht es zum Beispiel Sinn, anstatt isolierter Wörter ganze lexikalische Einheiten zu vermitteln und Wortschatz realitätsnah und vernetzt zu bearbeiten. Bei der Umsetzung in die Praxis stellen sich dann aber immer wieder verschiedene Fragen: Wie viel gezieltes Üben von Wortschatz ist nötig? Was bringen Wortschatzlisten? Kann Wortschatz auch beiläufig, d.h. durch genügend Input vonseiten der Lehrperson oder durch das Anschauen von Filmen erworben werden? Wie gelingt der Übergang vom einzelnen Wort zur Kommunikation? Digitale Hilfsmittel wie Lernapps, Lernplattformen der offiziellen Lehrmittel, digitale Wörterbücher, Ebooks, Übersetzungstools und Plattformen wie Youtube, Netflix und Instagram bieten Möglichkeiten an, wie mit diesen Fragen umgegangen werden kann.
Die Pandemiesituation hat weiter auch dazu beigetragen, dass die zahlreichen digitalen Ressourcen, die wir kennen und bereits nutzen, vielleicht vermehrt oder anders im Unterricht eingesetzt werden.
Isabelle Udry
Im vorliegenden Podcast sprechen die drei Herausgeberinnen über die bewusst praxisnah gestaltete Ausgabe, welche Artikel zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht auf der Volksschulstufe, Artikel zum Einsatz von digitalen Übersetzungshilfen sowie Artikel zum Unterricht auf Tertiärstufe enthält.
Es gibt etwas für alle, für Dozierende, für Lehrpersonen, für Studierende.
Laura Loder-Büchel
Die Ausgabe versteht sich als Sammlung von Ideen, Anregungen und Erkenntnissen aus Praxis und Forschung. Dabei ist die Ausgabe nicht nur für alle Fremdsprachenlehrpersonen interessant, sondern auch für Fremdsprachendidaktiker*innen und Lernende. Tipps für Fremdsprachenlehrpersonen finden sich unter anderem im einleitenden Interview mit Susanne Krauß. So weist sie z.B. darauf hin, dass eine digitale Ressource zu den Lernzielen und zu den Lernenden passen muss und sich der Entscheidungsprozess für eine digitale Lösung nicht von der sonstigen Unterrichtsplanung unterscheidet. Zudem geht sie näher darauf ein, auf was bei der Wahl eines Vokabeltrainers geachtet werden sollte.
Dass Digitalisierung nicht bei gängigen Tools wie Zoom, Teams oder Googlerecherchen aufhört, zeigen auch folgende Beispiele: Ein Artikel von schwedischen Forschenden geht auf das ausserschulische Gamen von englischsprachigen Games ein und untersucht, wie sich das Gamen auf die rezeptiven Wortschatzkompetenzen resp. auf die Hörverständniskompetenzen der Lernenden auswirkt. In einem weiteren Artikel geht es um ein Projekt, das Onlineunterricht mit sozialer Gerechtigkeit in Verbindung bringt. Von virtueller Realität und künstlicher Intelligenz handelt ein dritter Artikel. Die Lernenden tauchen via VR-Brillen in virtuelle Szenarien ein, in denen sie verschiedene Gesprächssituationen meistern müssen.
Ihre Resultate zeigen einen klaren positiven Zusammenhang zwischen der Häufigkeit, englischsprachige Games zu spielen und der rezeptiven Wortschatzkenntnisse auf.
Elisabeth Peyer
Auch in Zukunft werden Fragen zum Thema wohl nicht Mangelware sein: Welche Lerntechniken führen zu langfristigem Lernen? Was sind die Unterschiede zwischen digitalem und analogem Lernen mit Papier und Bleistift? Wieso müssen Lernende überhaupt eine Fremdsprache lernen, wenn uns Übersetzungstools die Arbeit abnehmen?
Das CeDiLE wünscht allen Leser*innen eine gute Lektüre der neuen Ausgabe von Babylonia.
Hier geht es zu neuen Ausgabe.
Hier finden Sie einen weiteren Beitrag zum Thema: Wortschatz lernen: mit oder ohne Smartphone? [Podcast] – CeDiLE