What do we learn from studying the history of language teaching?

The History of Language Learning and Teaching: what we know, what we need to know, and why it matters

Conference presented in Fribourg (11.11.2019) during the Ringvorlesung | Cycle de conférences

Talk given by Nicola McLelland (University of Nottingham, UK)

Discussant: Nikola Mayer (PH Zürich) and the audience

In this video, Nicola McLelland tells the story of different language teaching methods from early Medieval England until today. A great overview of the socio-political, economic and scientific motivations which have been influencing language teaching practices across time in the UK.

More about the History of Language Learning and Teaching on https://www.hollt.net/


—-[Kommentar von Sandrine Wild, MA Studentin im Mehrsprachigkeitsdidaktik @Uni Fribourg]—-

Sprachenlernen und -unterrichten im Laufe der Zeit

Mehrsprachigkeit war nicht immer erstrebenswert. Bis in die 70-er Jahre schenkte man der Theorie, Mehrsprachigkeit führe zu unterentwickelter Intelligenz, Glaube. Der Trend, möglichst früh möglichst viele Sprachen zu sprechen, steckt also noch in Kinderschuhen.

Frau Nicola McLelland ist Professorin an der University of Nottingham, wo sie Deutsch und die Geschichte der Linguistik unterrichtet. Sie hat schon diverse Bücher und Artikel publiziert, auf welche sie sich auch bei der Ringveranstaltung vom 11.11.2019 bezog.
Mit dem Titel „The history of language learning and teaching: what we know, what we need to know, and why it matters” präsentierte sie, wie sich das Sprachenlehren und -lernen über die Zeit im britischen Kontext verändert hat.

Ihre Präsentation drehte sich um die Fragen, welche Sprachen im Laufe der Zeit weshalb und von wem gelernt wurden. Darüber hinaus interessiert sie sich dafür, wie eben diese Sprachen über die Jahre unterrichtet – aber auch evaluiert wurden. Ihren Fokus legt sie dabei auf England. McLelland beleuchtet die HoLLT vom sozialen, politischen, wirtschaftlichen und manchmal wissenschaftlichen Blickpunkt aus, was so komplex ist, wie es tönt. Deshalb möchte ich mich auf einen Blickpunkt fokussieren.

Welche Sprachen wurden wann, weshalb und von wem gelernt?
Die Praxis des Fremdsprachenunterrichts ist in sozio-politischen und wissenschaftlichen Konzepten eingebettet. Hier wird HoLLT wichtig, denn sie bringt ein genaueres Verständnis der Motivation der Praxis und vielleicht deren Folgen auf die Schulen. Imperien, Kolonien, Migration und Eroberungen zeichneten schon früh die Sprachwelt Englands. Dazu kamen indigene keltische Sprachen, welche England zu einer multilingualen Nation machten. Diese Tatsache indiziert doch auch, dass Sprachen schon lange zumindest formell gelehrt und gelernt werden mussten. Doch Beweise dafür gibt es erst ab 1000 nach Christus, als die Normannen England eroberten und sich Französisch – bereits als Sprache der Elite etabliert – auch auf das Volk ausserhalb des Klerus verbreitete. Bis heute ist Französisch für die meisten die erste unterrichtete Fremdsprache auf der Sekundarstufe in England. Auch als 2014/2015 eine Fremdsprache auf der Primarstufe obligatorisch wurde, wählten 77% der betroffenen Schulen Französisch (Board and Tinsley 2015: 121).

Nach Französisch war Deutsch häufig die zweite Fremdsprache. Dies wiederum aus Prestigegründen, denn im 18. und 19. Jahrhundert hatte die deutschstämmige Königsdynastie Haus Hannover die Königswürde Englands inne. Diese Reihenfolge war bis über die zwei Weltkriege hinweg Status Quo in England. Erst 2001 übernahm Spanisch den Platz des Deutsch im GCSE (General Certificate of School Education). Als Spanien als Reisedestination aufkam, erreichte Spanisch auch die Schulen Englands immer mehr. Südamerika gewann erst später an Beliebtheit, was das Spanisch dann nochmals verstärkte. Dazu kam, dass Spanisch als einfache Sprache angesehen wurde, wie es in einem Bericht der Board of Education (1930: 33 –34) hiess: ‘Spanish is a language of unusual simplicity and facility’, its syntax is ‘clear and easy’. Diese ‘Einfachheit’ war vor allem deshalb interessant, weil noch in den 90ern wenig Englische Grammatik unterrichtet wurde, was das Lernen der Deutschen Grammatik erschwerte.

Macht und Prestige – bestimmen sie, welche Sprachen gelernt werden?
Französisch – Deutsch – Spanisch – Russisch – Mandarin. Diese Sprachen sind in der Sprachgeschichte Englands von besonderer Bedeutung. Aber nicht nur in England. Es sind Sprachen, die eine historische, wirtschaftliche oder kulturelle Wichtigkeit tragen. Anders als marginale Sprachen, die wohl in einem multikulturellen Land wie England zwar präsenter sind, es dennoch aber nie in die Schulen schaffen würden, weil sie einfach nicht prestigeträchtig sind.

Als Oberstufenlehrerin in der Schweiz, die unter anderem die Fremdsprachen Englisch und Französisch unterrichtet, finde ich diese Erkenntnis besonders interessant. In England konnte das Französisch durch die Geschichte, die sie mit dem Königreich verbindet, an Prestige gewinnen konnte. Meine Schülerinnen und Schüler hingegen betrachten das Französisch eher als «uncool», dies obwohl es eine Landessprache ist. Anhand ihr kann man sich in unserem Land, besonders bei der Jobsuche, profilieren. Doch das interessiert in diesem Alter noch nicht. Viel mehr sehen meine Lernenden das Englisch als wichtig und «cool» an, weil es omnipräsent ist, besonders in den Medien, welche sie konsumieren.

Die führt zur abschliessenden Frage, ob Wirtschaft, Politik und Kultur das Prestige einer Sprache bestimmen. Die Antwort darauf lautet für mich klar: Ja, die Praxis des Fremdsprachenunterrichts ist in sozio-politischen und kulturellen Konzepten eingebettet. Und das macht die HoLLT so wichtig, denn durch sie verstehen wir die Motivation der Praxis.

Literaturangabe
Nicola McLelland (2018) The history of language learning and teaching in Britain, The Language Learning Journal, 46:1, 6-16
Board of Education (1930) Memorandum on the Teaching of Foreign Languages in Certain Types of Schools. Educational Pamphlets, no. 82. London: HMSO.
Ludolf, H.W. (1696) Grammatica Russica. Oxford: e Theatro Sheldoniana. (Facsimile reprint ed. Boris Unbegaun, Oxford: OUP, 1959).
Board, K. and T. Tinsley (2015) Language Trends 2014/15. The State of Language Learning in Primary and Secondary Schools in England. London: CfBT.

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