Plus de 70 participant·e·s se sont réuni·e·s pour une journée d’étude dédiée à la didactique des langues (étrangères) en Suisse et donner des impulsions pour l’avenir sous des températures estivales. Organisée par la HEP Vaud et la PHBern , cette journée multilingue comprenait une conférence plénière, des tables rondes thématiques avec des invité·e·s, ainsi qu’un large espace pour favoriser les échanges.
Am 30. August 2024 öffnete die HEP Vaud in Lausanne ihre Türen für einen mehrsprachigen Studientag, der die vielfältigen Facetten der (Fremd-)Sprachendidaktik in der Schweiz beleuchtete. Unter dem Thema „La didactique des langues en Suisse: Wo stehen wir heute?“ bot der Anlass Raum für Reflexion und Austausch. Im Fokus standen die Entwicklungen der (Fremd-)Sprachendidaktik in den letzten zwanzig Jahren, insbesondere im Hinblick auf die Tertiarisierung und Disziplinarisierung der Lehrpersonenausbildung. Besonders spannend war die Zusammensetzung der Teilnehmenden, die sich aus Fremdsprachendidaktiker*innen, Lehrpersonen und Vertreter*innen verschiedener Lehrerbildungsinstitutionen zusammensetzte. Ihre unterschiedlichen sprach- und bildungspolitischen sowie institutionellen Realitäten bereicherten insbesondere die “Tables rondes”. Trotz der engen Raumverhältnisse und der hohen Temperaturen war die Diskussion lebhaft und brachte wertvolle Einsichten zutage.
Die Situation in der Schweiz – Aussenblick und Innenblick
Den Auftakt machte Sara Hägi-Mead , Professorin an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, mit einer Keynote mit dem Titel “La situation Suisse vue depuis l’Allemagne”. Die Professorin für Deutsch als Fremdsprache und Mehrsprachigkeitsdidaktik brachte internationale Perspektiven ein und forderte das Publikum dazu auf, gängige Annahmen zu hinterfragen und neue Wege in der Sprachdidaktik zu erkunden. In ihrer Keynote stellte Sara Hägi-Mead anhand des Worts „und“, das sie als „Kraftwort“ bezeichnete, eindrucksvoll dar, wie es in der Fremdsprachendidaktik ermöglicht, Dinge von zwei Seiten zu betrachten. Sie plädierte dafür, das Rationale mit dem Unbewussten und Affektiven der Lernenden und Sprechenden zu vereinen. Sie äusserte ihre Bewunderung zur Ernsthaftigkeit, mit der in der Schweiz (Fremd-)Sprachendidaktik betrieben wird, und schlug vor, mehr Leichtigkeit walten zu lassen, etwa durchs “Jandln” (in Anlehnung an Ernst Jandl), “Lenzen” (in Anlehnung an Pedro Lenz) und überhaupt durch einen freudigen und spielerischen Umgang mit Sprache(n). Sara Hägi-Mead erinnerte daran, dass Momente des “Prüfens und Messens” ihre Berechtigung haben, aber nicht mit denen des “Spracherlebens oder Sprachgebrauchs“ verwechselt werden sollten.
Die Fremdsprachendidaktik in der Schweiz braucht mehr Leichtigkeit.
Sara Hägi-Mead
Table ronde 1 “Die Disziplinwerdung der (Fremd-) Sprachendidaktik in der Schweiz”
Mirjam Egli Cuenat (FHNW), Daniel Elmiger (Université de Genève), Delphine Etienne-Tomasini (HEP PH FR) (Moderation: Adrian Juric (PH TG))
Ein zentrales Thema der “Journée d’étude” war die Bedeutung und die Auswirkungen der Disziplinarisierung der Sprachdidaktik im Schweizer Kontext. In der ersten “Table ronde” diskutierten die Teilnehmenden die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung. Zwar hat die Tertiarisierung der Sprachdidaktik ein wissenschaftliches Fundament gegeben, doch es stellt sich die Frage, ob dies eine Entfremdung von der praktischen Unterrichtspraxis zur Folge hat. Verschiedene Ansichten wurden darüber ausgetauscht, wie eng Forschung und Schulpraxis verbunden sein sollten und wie die Autonomie der Disziplin – im Sinne einer « rupture épistémologique », wie sie in Nachbarländern schon vor Jahrzehnten vollzogen wurde – bewahrt werden kann. Ein zentraler Punkt war die Anerkennung der Sprachdidaktik als Wissenschaft und die erforderlichen wissenschaftlichen Qualifikationen (Promotion, Habilitation). Diese Abschlüsse wurden bisher ausschliesslich von Universitäten in der Schweiz vergeben, die jedoch in Kantonen mit Pädagogischen Hochschulen oft kein Interesse an Didaktik zeigen. Daher sind viele Kolleg*innen gezwungen, ihre Qualifikationen im Ausland zu erwerben.
Zwar hat die Tertiarisierung der Sprachdidaktik ein wissenschaftliches Fundament gegeben, doch es stellt sich die Frage, ob dies eine Entfremdung von der praktischen Unterrichtspraxis zur Folge hat.
Table ronde 2 “Herausforderungen und Gemeinsamkeiten der Fachdidaktiken”
Vincenzo Todisco (PH GR), Edina Krompak (PH LU), Michael Prusse (PHZH) (Moderation: Luc Fivaz (HEP Vaud))
In der zweiten « Table Ronde » standen die Herausforderungen im Mittelpunkt, denen sich die verschiedenen Fachdidaktiken im Zuge der Tertiarisierung und Disziplinarisierung stellen müssen. Diskutiert wurde, ob die Sprachdidaktik aufgrund ihrer engen Verknüpfung mit gesellschaftlichen Fragen und ihrer etablierten internationalen Standards eine Sonderrolle einnimmt oder ob sie, wie andere Fachdidaktiken, vor ähnlichen strukturellen Herausforderungen steht. Dabei wurde deutlich, dass die Sprachdidaktik in der Schweiz sowohl spezifische als auch allgemeine didaktische Herausforderungen zu bewältigen hat. In diesem Zusammenhang wurden mehrere konkrete Vorschläge für potenzielle Synergien hervorgehoben. Etwa wurde die Frage der Mobilität von Studierenden thematisiert, insbesondere im Hinblick auf thematische und fachspezifische Inhalte, die über die rein sprachliche Dimension hinausgehen, um Austauschprogramme noch bereichernder zu gestalten. Ebenfalls wurde die Vielfalt der Forschungs- und Lehrmethoden erörtert, die mit den verschiedenen fachdidaktischen Ansätzen verbunden sind.
Table ronde 3 “Institutionelle Einbettung der Sprachdidaktiken”
Emile Jenny (HEP-BEJUNE), Audrey Bonvin (CediLE), Giuseppe Manno (FHNW) (Moderation: Simone Ganguillet (PHBern))
In der dritten « Table Ronde » stand die institutionelle Verankerung der Sprachdidaktik in der Schweiz im Fokus. Es wurden verschiedene Modelle und ihre Auswirkungen auf Lehre und Forschung erörtert. Die Diskussion reichte von Modellen ohne Forschungsanteil für Didaktikerinnen bis hin zu Professuren, die die jedoch unterschiedlich ausgestattet sind. Die Teilnehmenden beleuchteten die Rolle der Universitäten und Pädagogischen Hochschulen sowie deren Einfluss auf die Entwicklung der Sprachdidaktik. Im Zentrum des Gesprächs standen Themen wie die Auslagerung der Forschung in sogenannte «Forschungsinstitute», die Förderung von Forschungsaktivitäten für Didaktiker*innen und das finanzielle Engagement der Institutionen.
Weiter auf dem Weg zur wissenschaftlichen Anerkennung
Der Studientag zeigte klar, dass Tertiarisierung nicht automatisch wissenschaftliche Legitimation bedeutet. Je nach Region und institutionellem Kontext variiert der Status der Sprachdidaktik in der Schweiz erheblich, ebenso wie die zur Verfügung stehenden Ressourcen. Um die Disziplin langfristig zu stärken und ihre Legitimität zu festigen, ist es entscheidend, den Austausch zu diesen zentralen Fragen aktiv fortzuführen .
Einen Beitrag dazu will die neue Buchreihe „Langues-Sprachen?“ leisten, die bei Peter Lang erscheinen wird und am Ende der Journée d’étude kurz vorgestellt wurde. Unter der Co-Leitung von Jésabel Robin (PHBern ) und Martina Zimmermann (HEP Vaud) bietet die interdisziplinäre Reihe einen Raum für kritische Reflexionen über die Wechselwirkungen zwischen Sprache und Gesellschaft. Sie zielt darauf ab, Monographien, Sammelbände und Dissertationen zu veröffentlichen, die (fremd-)sprachendidaktische Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Die Co-Herausgeberinnen freuen sich auf Publikationsprojekte aufmerksam gemacht zu werden.
Robin, J., & Zimmermann, M. (2022). La didactique des langues dans la formation initiale des enseignant.e.s en Suisse : quelles postures scientifiques face aux pratiques de terrain? Fremdsprachendidaktik in der Schweizer Lehrer*innenbildung: an welchen wissenschaftlichen Positionen orientiert sich die Praxis? Bruxelles: Peter Lang.
À redécouvrir :
Un article sur la conférence sur le thème du « plurilinguisme » de la PHGR du novembre 2023 :
Un entretien avec Martina Zimmermann et Jésabel Robin sur la didactique des langues étrangères dans la formation suisse des enseignant·e·s :