Begegnungen über Sprachregionen hinweg: Rückblick auf die Tagung “Rencontres 2023”

Die Vorträge waren für mich persönlich sehr anregend und inspirierend. Gleichzeitig haben sie mich darin bestätigt, dass Austausch sehr wichtig ist und dass dabei nicht nur die Sprache im Mittelpunkt steht.

Eine Lehrperson im Anschluss an die Tagung „Rencontres 2023“

Lehrpersonen aus verschiedenen Sprachregionen der Schweiz nahmen an den „Rencontres 2023“ vom 31. März und 1. April 2023 an der HEP Vaud teil. Ziel dieser Veranstaltung war es, ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich bzgl. Mobilität weiterzubilden, ihr Know-How zu erweitern und Erfahrungen auszutauschen. Darüber hinaus beleuchtete die Veranstaltung die schulische Austauschkultur. Im Fokus standen Sprachkompetenzen von Schüler:innen und deren Förderung. Auch ging es darum, die Neugierde für andere Sprachregionen der Schweiz zu wecken.

Lehrpersonen für Mobilitätsprojekte mobilisieren

Nach der ersten Durchführung von “Rencontres” im Jahr 2021 an der PH Zürich ist geplant, die Tagung abwechselnd in den Kantonen Vaud und Zürich zu organisieren.  An den “Rencontres” im Frühjahr 2023 setzten sich 120 Fremdsprachenlehrpersonen mit dem Thema Mobilität auseinander. Vorträge und Workshops wurden angeboten, um sich zu vertiefen und boten eine gemeinsame Diskussionsbasis. Des Weiteren wurden pädagogische Werkzeuge für Austauschprojekte entwickelt und analysiert.

In den beiden Vorträgen von Martina Zimmermann (HEP Vaud) und Jésabel Robin (PH Bern) wurden Erfahrungen und Momente des Staunens angehender Lehrpersonen erörtert, die ihre Unterrichtspraktika in einer anderen sprachlichen Region der Schweiz absolviert hatten. Die Referentinnen betonten dabei Aspekte, die über das reine Erlernen und Unterrichten von Fremdsprachen hinausgehen. Zum Beispiel wurde von pädagogischen Elementen berichtet, die von den Studierenden während ihrer Praktika beobachtet und dokumentiert wurden. Ein Beispiel dafür war die „Lesezeit“, eine 15-minütige Lesephase, die in einer Schule auf allen Stufen eingeführt und von den Schüler:innen sehr geschätzt wurde. Darüber hinaus wurden Überlegungen angestellt, wie solche Projekte, die über den Rahmen des regulären Schul- oder Fremdsprachenunterrichts hinausgehen, umgesetzt werden können, indem sie die persönlichen Interessen der Schüler:innen einbeziehen und die Literalität im Allgemeinen fördern. Es wurde auch darüber nachgedacht, wie die im Rahmen der Mobilität gewonnenen Erkenntnisse möglicherweise an den „gewohnten“ Kontext angepasst werden können. Basierend auf empirischen Daten betonten die beiden Referentinnen, dass die Infragestellung der eigenen beruflichen Überzeugungen und Praktiken manchmal zu einer Erweiterung des pädagogischen und didaktischen Repertoires der Studierenden führt. Das während des Praktikums erworbene Wissen kann die Studierenden für ihre zukünftige berufliche Praxis inspirieren und somit zur Weiterentwicklung ihrer persönlichen Professionskompetenzen beitragen.

In den Workshops, die von Lehrpersonen, kantonalen Austauschverantwortlichen, MOVETIA-Mitarbeiter:innen sowie Studierenden der HEP Waadt und der PH Thurgau geleitet wurden, wurden eine Vielzahl von Ideen und erprobten Projekten vorgestellt. So wurden etwa ein zweisprachiges Klassenlager, Spiele, Aktivitäten sowie virtuelle Mobilitätsprojekte präsentiert und diskutiert. Das Material der verschiedenen Workshops steht auf dem Switchdrive-Portal zur Verfügung (siehe Link unten). Darüber hinaus hatten Lehrpersonen aus der Deutschschweiz die Gelegenheit, in Lausanne Unterrichtsbesuche zu machen. Ein weiteres Angebot für alle Teilnehmenden war die Besichtigung des Historischen Museums in Lausanne. Diese Momente ermöglichten Lehrpersonen der West- und der Deutschschweiz sich auszutauschen und etwa Klassen- oder Schulpartnerschaften zu initiieren.

Ces deux jours ont été très enrichissants et cela a vraiment fait du bien de se retrouver avec autant d’autres personnes motivées

Die Workshops waren grossartig! Die Zeit verging viel zu schnell, es gab eine Fülle an Informationen, konkreten Antworten und inspirierenden Ideen. Der Austausch mit anderen Teilnehmenden war bereichernd, und trotz der Herausforderungen bin ich motiviert, Neues auszuprobieren.

Diese beiden Aussagen verdeutlichen den Elan und die Begeisterung zweier Teilnehmer:innen, für die es motivierend war, andere Lehrpersonen zu treffen, die es trotz hoher Arbeitsbelastung und zusätzlichem Aufwand nicht scheuen, Mobilitätsprojekte zu initiieren und umzusetzen. Dennoch ist anzumerken, dass die Mehrheit der Teilnehmenden bereits “mobilitätserfahren” war. Somit stellt sich die Frage, wie es gelingen soll, an den nächsten “Rencontres” in Zürich (08-09.11.2024) andere Lehrpersonen zu erreichen und diese für das Mobilitätsthema zu begeistern. Möglicherweise könnte eine verstärkte Einbindung angehender Lehrpersonen erfolgen oder die motivierten Teilnehmer:innen könnten dazu ermutigt werden, ihre Kolleg:innen im Team zu mobilisieren und  als Multiplikator:innen zu fungieren.

Ist es möglich, in Zukunft auch andere Formen von Mobilität zu thematisieren und beispielsweise virtuelle Projekte vorzustellen? Könnten bestimmte Lehrpersonen an ihren Schulen zu Ansprechpersonen für Mobilität werden? Und ist es denkbar, den zusätzlichen Aufwand zu würdigen, den Lehrpersonen beim Umsetzen von Mobilitätsprojekten leisten, etwa durch Entlastung bei anderen Aufgaben oder bessere Entlöhnung? Solche Fragen könnten die Diskussion im November 2024 in Zürich beflügeln.

Merken Sie sich die nächsten “Rencontres” vom Freitag, 8. und Samstag, 9. November 2024 in Zürich vor, bevor eine dritte Ausgabe 2026 wieder in Lausanne stattfindet.

Referenzen: Zu den Materialien der verschiedenen Workshops/Konferenzen auf dem Switchdrive-Portal

Verfasst von Martina Zimmermann und Olivier Bolomey

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